Naturismus - Carsten

Wie alles begann

6 Die Frau schaute den Baum an. Er sah schön aus! Es wäre bestimmt gut, von ihm zu essen, dachte sie. Seine Früchte wirkten verlockend, und klug würde sie davon werden! Sie pflückte eine Frucht und biss hinein. Dann reichte sie die Frucht ihrem Mann, der bei ihr stand, und auch er aß davon. 7 Plötzlich gingen beiden die Augen auf, und ihnen wurde bewusst, dass sie nackt waren. Hastig flochten sie Feigenblätter zusammen und machten sich daraus einen Lendenschurz. 8 Am Abend, als ein frischer Wind aufkam, hörten sie, wie Gott, der HERR, im Garten umherging. Ängstlich versteckten sie sich vor ihm hinter den Bäumen.

Quelle: https://www.bibleserver.com/HFA/1.Mose3,7

Ja, am Anfang war der Mensch nackt und er machte sich nichts daraus. Noch bis ins Mittelalter war es üblich nackt zu schlafen und auch sich aller Kleinder zu entledigen, bevor man ins Bad ging. Erst die katholische Kirche verband den entblößten Körper mit Sünde und Scham, was die Moralvorschellungen nachhaltig verändert hat. Im abgeschottetem Japan dagegen hat sich eine entspannte Haltung zur eigenen und fremden Nacktheit bewahrt.

Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wuchs bei der hart abrbeitenden Bevölkerung in den Metropolen der Wunsch nach einem Ausgleich: Licht, frische Luft und Sport zum Ausgleich der sich unendlich wiederholenden Fließbandarbeit. Daraus entstanden, zuerst im Ruhrgebiet, kurz darauf auch in Berlin die ersten FKK-Vereine, in denen sich die Mitglieder auf geschützem Gelände frei bewegen konnten. Aus den eizelnen Vereinen entwickelte sich die lebensreformerische und naturistische Nacktkultur (FKK)-Vereinigungen. Die Nähe zur Arbeiterwewegung und damit sozialistische Grundhaltung war wohl mit ein Grund, weshalb die >Nackerten< unter dem NS-Regime verfolgt wurden. Die Verklärung in der „rassistischen Nacktkultur" und Besetzung des Themas wirkte noch lange nach.

Erst in den 60er Jahren wurde die öffentliche Nacktheit, auch durch Theater und Aktionskünstler, enttabuisiert. Es folgte ein starker Zulauf zu den FKK-Vereinen. Seit dem sind auch die FKK-Campingplätze an der kroatischen (ehemals jugoslawischen) Adria, und den französischen Atlanik- und Mittelmeerküsten bei deutschen Nudisten sehr beliebt. Unsere französischen Nachbarn besitzen auch eine Verbandsstruktur und ähnliche Mitgliederzahlen die der deutsche Naturistenverband. Was bei knapp 20% weniger Bevölkerung ein deutliches Plus darstellt.

Naturismus, Nudismus, Freikörperkultur

Unbekleidet nimmt der Mensch seinen Körper, die Umgebung, Luft und Licht viel intensiver wahr. Man wird verletzlicher und wird sich auch der Verletzlichkeit der Natur bewusst. Diese starke Verbundenheit schlägt sich im Naturismus, Nudismus, auch Freikörperkultur genannt nieder: Der Mensch ist Gast in der Natur und ist verpflichtet diese zu beschützen, seinen Eingriff auf das nötigste zu begrenzen und die entstandenen Schäden zu beseitigen.

Auch der Umgang der Menschen untereinander ist von demselben Respekt und Rücksicht geprägt.

Erlaubt oder verboten?

Kurz gesagt: Außerhalb einer Ortschaft ist es nicht verboten, nackt zu sein. Um der Polizei aber unnötige Arbeit und Suchen zu ersparen, is es sinnvoll den Ordnungshütern eine Nacktwanderung oder Radtour anzukündigen. Dann können sie die besorgten Bürger aus ihrer Dienststube beruhigen. Der von diesen Beschwerdeführer gerne verwendete Vorwurf des "öffentlichen Ärgernisses" oder "Exhibitionismus" beziehen sich auf sexuelle Handlungen, und darum soll es ja bei einer Wanderung nicht gehen.

Ohne den Schutz einer angemeldeten Veranstaltung unbekleidet durch eine Stadt zu laufen kann zu deutlich mehr Problemen führen.

In seiner Wohnung und seinem eigenen Garten kann man eigentlich tun und lassen was man will, solange es nicht von außen einsehbar ist.

Eine gute Zusammenstellung des Themas findet sich [ hier ].